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Meine Sammlung - Alte Kinder- und Jugendliteratur

Henschelverlag

Der Henschelverlag war der einzige Theaterverlag in der DDR. Er bestand in Ost-Berlin von 1945 bis 1993. Er gehört jetzt zur Gruppe Seemann Henschel GmbH & Co. KG mit Sitz in Leipzig.


Am 20. Oktober 1945 wurde die Offene Handelsgesellschaft Verlag Bruno Henschel und Sohn in Berlin gegründet. Namensgeber Bruno Henschel war zuvor Leiter der Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-GmbH, die 1933 von den Nationalsozialisten liquidiert wurde. Aus den Restbeständen des Volksbühnenverlages begann Bruno Henschel gemeinsam mit seinem Sohn nach dem Zweiten Weltkrieg einen neuen Bühnenvertrieb aufzubauen. Bereits im Herbst 1945 schloss der Verlag seinen ersten Aufführungsvertrag ab. Mit Unterstützung der Sowjetischen Militäradministration konnte Bruno Henschel seinen Bühnenvertrieb um einen Zeitschriften- und Buchverlag erweitern.
Ab 1946/1947 wurden die ersten vier Zeitschriften herausgegeben, darunter Theater der Zeit, alle unter sowjetischer Lizenz. Die ersten Bücher des Verlages kamen 1947 auf den Markt. Dies waren zunächst hauptsächlich Dramen, die auch der Bühnenvertrieb im Programm hatte, sowie Veröffentlichungen, welche die aktuellen Entwicklungen im Theater- und Filmwesen dokumentieren sollten. Ab 1948 publizierte der Verlag Titel zu Ästhetik und Kunstkritik. Hinzu kamen schließlich noch die Editionsbereiche Musiktheater, Film, künstlerische Selbstzeugnisse wie Briefe und Tagebücher sowie Belletristik, die sich dem Verhältnis zwischen Künstler und Gesellschaft widmete. 1951 etablierte der Verlag die Profillinie „Bildende Kunst“ und 1955 schließlich die „Unterhaltungskunst“.
Bertolt Brecht vergab die Aufführungsrechte seines Gesamtwerkes an Henschel, Heiner Müller folgt ihm später.
Bis 1990 gab es nur noch geringfügige Änderungen des Profils. Henschel war damit der einzige Verlag der DDR, der sich allen Künsten widmete.

1951 wurde der Verlag mit dem Deutschen Filmverlag und dem Deutschen Funkverlag zum Henschelverlag Kunst und Gesellschaft fusioniert. 1952 überführte Bruno Henschel sein Unternehmen in SED-Eigentum.
Der Bühnenvertrieb übernahm Anfang der 1950er Jahre den Aufbau-Bühnenvertrieb, der von Friedrich Eisenlohr geleitet wurde. Seither hatte die Abteilung Henschel Schauspiel, Monopolstatus bei der Vermittlung von Theaterstücken für die Sprechbühne in der DDR. Die musikdramatische Abteilung Henschel Musik wurde ebenfalls seit Anfang der 1950er Jahre aufgebaut.
Im Henschelverlag wurden nun auch viele wichtige Zeitschriften zu Theater, Film, Unterhaltungsmusik und Kunst herausgegeben, wie Theater der Zeit (1946–1992), Musik und Gesellschaft (1951–1990), Deutsche Architektur (1952–1960), Filmspiegel (1954–1991), Melodie und Rhythmus (1957–1991), Unterhaltungskunst (ab 1955), FF Funk und Fernsehen der DDR (1958–1969), Bildende Kunst (1965–1990) sowie Film und Fernsehen (1973–1990).
1967 übernahm Kuno Mittelstädt die Leitung des Verlages. Der Henschelverlag Kunst und Gesellschaft hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine gefestigte Stellung im Verlagsgefüge der DDR inne. Er konnte zum Beispiel die Veröffentlichung mehrere Werke von Peter Weiss, Volker Braun, Heiner Müller, Rudi Strahl und Günther Weisenborn vorweisen. Zum Stamm der wissenschaftlichen Autoren von Sekundärliteratur gehörten unter anderem Werner Hecht, Fritz Erpenbeck, Horst Seeger und Werner Timm.Die drei Verlagsbereiche Theatervertrieb, Buchverlag und Zeitschriften waren soweit profiliert, dass es bis zum Ende der DDR zu keinen größeren Veränderungen mehr kam.
In den 1980er Jahren hatte der Verlag 125 Angestellte, brachte 70 bis 80 Bücher im Jahr heraus und verlegte noch sieben Zeitschriften. Etwa ein Viertel der Verlagsproduktion ging ins Ausland und brachte dringend benötigte Devisen in die DDR. Bis 1984 erschienen 2000 Buchtitel von 950 Autoren in einer Gesamtauflage von 30 Millionen Exemplaren. In den Bereichen Henschel-Schauspiel wurden bis dahin etwa 2000 Stücke von 650 Autoren und bei Henschel-Musikbühne etwa 300 musikalische Werke verlegt. 1988 erschienen 53 Erstausgaben und 20 Nachauflagen. Der Umsatz lag bei etwa 247 Millionen Mark, der Gewinn bei 3,0 Millionen Mark.

Quelle: Wikipedia